516. Der Figurenmacher
Ein Senn in einer Alphütte habe gerne zum Zeitvertreib geschnitzelt, aus Ruten und Holz allerlei Figuren gemacht. Einmal habe er auch Christus am Kreuz gemacht. Dann habe er ihm im größten Spott und Gaude Rahmmus in den Mund gesteckt und gesagt: „Friß, hast schon lange nichts mehr gehabt, du kannst schon fressen, wenn du willst."
Als der Tag kam, an dem sie mit dem Vieh abfahren wollten und alles schon bereit war und der auch die Hütte verlassen wollte, kam ein altes Männle und sagte zum Senn, er möchte noch mit ihm etwas reden.
Das Vieh habe nicht mehr gewartet, so mußten die ändern auch gehen mit dem Vieh. Wie sie schon ein großes Stück weg waren, haben sie immer umgeschaut und langsam getrieben. Er sei halt nicht gekommen. Da habe der eine gesagt: „Geh zurück und schau doch, warum er nicht kommt." Und wie er zur Hütte kam, sah er die Haut des Sennen auf dem Hüttendach aufgespannt. Wer war etwa das Männle?
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 516, S. 278