352. Das Läger auf Fludriga
Im Sommer wird das Rindvieh in warmen Nächten im Freien gelagert, wozu man den schönsten und nächstgelegenen Platz benützt. Auch in der Alpe Fludriga war ein ziemlich großer, schöner Fleck Boden, der dazu besonders geeignet schien. Er wurde als Lagerplatz benützt, doch die Tiere blieben nur solange darauf, als ein Hirt sie zusammenhielt. Man sah nie, daß ein Haustier sich auf diesem Platze niederlegte, weder bei Tag noch bei Nacht. Auch wuchs dort trotz reichlicher Düngung fast kein Gras. — Die Leute in Fontanella behaupten sicher und fest, daß in der Alpe Fludriga ein Geist sei, der nach Michaeli das Recht habe, die Alphütte bis wieder zum Auftriebe des Viehes zu beziehen; während des Sommers müsse er sich anderswo aufhalten.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 352, S. 202