104. Die Geister schmausen
Auf der Alpe Hintermeilen hat schon mancher mit Geistern zu tun gehabt. Einer ist dann oft auf dem Steg gestanden, der über den Meilenbach führt und hat die Leute nicht hinüber gelassen, und wie einmal ein Mann doch hinüberwollte, packte ihn der Geist mit seinen Händen, daß der Arme solche Brandwunden erlitt, daß er sterben mußte.
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Ein Jäger von Buchibrunnen hatte sich einmal verspätet und wollte in der Sennhütte übernachten. Das Vieh war aber schon lange abgefahren und dann treiben in den Hütten die Geister ihr Wesen. Auch den Jäger litt es nicht in der Hütte. Viele Geister hatten sich nämlich dort versammelt und unterhielten sich mit Lärmen, Trinken und Musizieren. Der Jäger aber war nicht furchtsam und schoß mitten unter die saubere Gesellschaft.
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Ein anderesmal übernachtete auch einer in dieser Alp. Da wurde er mitten im Schlaf durch Tanzen, Johlen und Musik geweckt. Dann kamen die Geister und zwangen ihn, mitzublasen und sie drückten ihm ein „Glaneet" in die Hand und er musizierte mit, daß ihm vom Drücken der Tasten fast die Finger bluteten. Wie er morgens erwachte, hatte er .aber anstatt einer Klarinette einen Holzprügel in der Hand.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 104, S. 77f