368. Götti, stell dich ob den Weg!
Die Pfarrkirche hl. Sebastian in Kirchberg, Fontanella
Berit Mrugalska, 17. Oktober 2005
Die Gemeinde Fontanelle liegt zwischen vier Grattobeln, von deren steilen Lehnen Steine und Erde, Schnee und Eis in die Tiefe stürzen und Gefahr bringen. Die Weiler Kirchberg, Mittelberg und Garlitt sind je davon eingeschlossen und die Bewohner von Türtsch und Seewald haben durch zwei Tobel ihren Kirchgang. So gefährlich ist der Weg, daß die Gemeinde für ihre sechzig bis siebzig Kinder fünf Lehrer und fünf Schulen unterhält. — Durch alle diese Tobel brauste früher das Nachtvolk. — Einmal wanderte zwischen Kirchberg und Seewald ein Bursche durch das Garlittertobel, als mit fürchterlichem Tosen das Nachtvolk nahte. Er wußte vor Furcht nicht, was anfangen. Da hörte er aus dem Lärm eine helle Stimme: „Götti, stell die ob da Wäg!" Er folgte dem Rufe und es geschah ihm nichts. Aber es gab ihm zu denken, wie wohl sein vor Jahren verstorbener Pate unter das Nachtvolk geraten sei.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 368, S. 210f