60. Das Gseaßwieble
Wenn man von Oberreute den Fußweg gegen Sulzberg geht, kommt man
durch Viehweiden und Waldungen, wo man es "im Gseaß" heißt.
Da hielt sich früher ein kleines Weible auf, das ein schönes
seidenes Gewand trug, ein Schnellkäpple aufhatte, und das man das
Gseaßwieble hieß. Viele hatten es schon umlaufen sehen, dabei
erschien es oft ganz plötzlich und verschwand ebenso. Zuweilen sah
man es ein Seil spannen und die Wäsche aufhängen, und diese
war dann immer weiß wie Schnee, "so weiß, wie man es
noch nie gesehen hatte". Man _ hat früher von dem Weible oft
erzählt, und noch jetzt warnt man die Leute im Scherze, wenn sie
des Nachts den Weg gehen: "Gib obacht, daß 's Gseaßwieble
it kuttl"
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 60, S. 56