320. Der Hasensprung
Zu Bludenz gehört auch der Weiler Hasensprung, der am rechten Ufer des Galgentobels nahe bei Nüziders liegt. Früher hieß man es das Armatintobel. Dort besaß einst eine Gräfin, vermutlich die Gemahlin eines Grafen von Werdenberg-Heiligenberg ein großes Gut. Aber das Wildwasser überschüttete einen beträchtlichen Teil des Gutes mit Schlamm und Geröll. Als die Gräfin den Schaden ersah, rief sie: „Da bleibt mir halt bloß noch so ein Hasensprung!" Seit dieser Zeit haftet der Name an der Gegend. — Man erzählt noch, die Gräfin habe eine Glocke für die Bludenzer Kirche gestiftet, um neue Verwüstungen des Tobels abzuwenden. Sie ließ auch viel Silber in die Glocke gießen, ja sie habe zu diesem Zwecke zweitausend Taler in ihre emporgehaltene Schürze zu schütten befohlen. Erst nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts soll diese Glocke eingeschmolzen worden sein, als ein neues Geläute für die Stadt Bludenz hergestellt wurde.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 320, S. 185f