390. Der Heusträffel

Im Walsertal sagte ein Schuster, als er einen Nagel in die Wand schlug: „So, den bringt niemand mehr heraus!" Es war aber das Fenster offen und draußen ging die Bregenzer Dächlemacherin vorbei. Sie hatte es gehört und sagte:

"Meister, Meister, sag nit z'viel,
Alte Weiber künnen viel."

Sie kam in die Stube und der Nagel fiel heraus. Da meinte der Schuster, jetzt möchte er doch fast an Hexerei glauben. Sie lachte, ob er daran glaube, wenn er sie als Heusträffel (Heuschreck) sehe. Und im Augenblick tanzte ein Heusträffel auf seinem Schuh und das Weiblein war nirgends mehr. Aber gleich darauf war der Heusträffel wieder weg und das Weiblein wieder da und schritt kichernd zur Tür hinaus.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 390, S. 220