187. Die Emser Zwingherren und der Hungerturm
In den jetzt verfallenen Schlössern von Ems wohnten arge Zwingherren. Es gab damals noch wenig Häuser in Ems. Wenn die Ritter ihre Burgen bauen wollten, mußten es die armen Eigenleute für sie tun. Schwindelte einem auf der ungewohnten Höhe und stürzte er hinab, so mußte gleich ein anderer an seinen Platz, ob er auch noch so bat und flehte. Auf ein Menschenleben kam es den grausamen Raubrittern eben nicht an. Sie schössen zu ihrem Vergnügen die Leute von den Bäumen herunter, wird erzählt.
Zu gewissen Zeiten sieht man beim Schloß oben einen Turm, in den die Zwingherren ihnen mißliebige Leute sperrten und verhungern ließen; darum heißt er der Hungerturm. Vom Felsenschlosse Altems geht ein geheimer Gang mitten durch den Felsen bis zum Palast in die Ebene hinab.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 187, S. 116