472. Der Kindlistein
Oberhalb Vandans, im Wald am Lantschisotter Bach, heißt man es „in der Gafrescha". Da hat es vor Zeiten viel Bütz gehabt. Wo der Lantschisotter Bach in den Aualatsch einmündet, liegt ein großer Stein, dem sagt das Volk der „Kindli-Ste". Bei dem Stein, man sieht ihn noch, hat man vielmal ein Kindle rehren gehört; drum heißt er so. Es ist dann auch ein weißes Rößlein dort gesehen worden. Andere sagen, man sage dem Stein so, weil man vor Zeiten ein neugeborenes Kind dort gefunden habe. Darum spukt in der Gegend auch ein Butz. Nordwestlich vom Kindlistein befindet sich der Muslerienser Maises. Auch heute traut sich ein Weibsbild nicht, allein im dortigen Häuslein zu bleiben.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 472, S. 260