254. Wie der Küechlisonntag entstand

Auf vielen Burgen des Rheintals hausten Zwingherren, welche die armen Leute arg bedrückten. Daher beschloß das Volk, die Burgen niederzubrennen und der unerträglichen Gewaltherrschaft ein Ende zu bereiten. Tag und Stunde wurden verabredet, und so kam es, daß die Bauern an einem Sonntag zwischen sieben und acht alle Schlösser bis hinauf ins Liechtensteinische in Brand steckten und niederrissen, darunter auch die Burg Tosters und die auf dem Schellenberg.

Bewaffnet mit Sensen und Gabeln, Äxten und anderen bäuerlichen Gerätschaften drangen die Bauern in die unverteidigten Burgen und steckten sie in Brand. Die Weiber waren über diese Tat so erfreut, daß sie den Männern Kuchen buken. Zur Erinnerung an jenes Ereignis werden jedes Jahr am ersten Sonntag in der Fastenzeit Küechli gebacken und auf den Höhen brennen die „Funken".

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 254, S. 148