351. Auf dem Ludebrückele
In Raggal ist ein kleines Tobel mit dem Namen Ludetöbele. Da wurden die Wanderer zur Nacht vom Nachtvolk und von Tobelbützen belästigt bis hinab in die Lasankamühle auf der Straße nach Marul. Von diesen Tobelbützen war wohl einer der ärgsten der auf dem Ludebrückele. Der hatte es besonders auf die „Stubatebuaba" abgesehen. Darüber konnte keiner besser erzählen, als der 1872 in Raggal verstorbene Kaspar Gaßner. Der war ein schneidiger und starker Bursche und geriet auch einmal auf dem Heimgange von der Stubate mit dem berüchtigten Geist mitten auf dem Ludebrückele in einen langen und harten Kampf. Er bewältigte ihn nach furchtbaren Anstrengungen, aber — so erzählte er oft und man sah es ihm auch an — von dort an blieb die linkseitige Körperhälfte von der Fußsohle bis zum Scheitel ganz kalt. Bei allen Arbeiten schwitzte nur die rechte Körperhälfte, die andere blieb kalt, ohne Schaden an Kraft und Arbeitsverrichtung.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 351, S. 201f