223. Die Pestkapelle in Weiler
Beim alten Schulhaus in Weiler steht die Sebastianskapelle. Sie stammt aus der Pestzeit und war früher ganz aus Holz gebaut. Kein Betstuhl hat darin Raum, so klein ist sie und doch haben sieben Zimmermänner an ihr gearbeitet. Der schwarze Tod holte einen nach dem andern. Am Sebastianstag werden noch jetzt in dieser Kapelle Kerzen gebrannt. — Die Totengasse in Weiler hat aber ihren Namen, weil dort die Leichen jener begraben wurden, die der furchtbaren Seuche zum Opfer fielen. Ein Holzkreuz bezeichnet die Stelle, wo sie liegen, zweiundsiebzig in einem Grabe. Hier wie an vielen Orten meldete ihre Zahl die Inschrift:
„Klag über Klag!
Zweiundsiebzig in einem Grab."
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 223, S. 133f