107. Der Plattentobelgeist

Zu Zeiten ist's im Plattentobel auf Damüls nicht geheuer. Oft schon wurde der einsame Wanderer geneckt und in Schrecken gesetzt. Bald geht ihm ein Kerzenlicht, bald ein Schneeball auf den Fersen nach, bald reißt und zwickt ihn ein unsichtbares Etwas an den Füßen. Doch nicht länger und nicht weiter, als bis das Kreuz des Hölderlehofes erreicht ist. Zuweilen vernimmt man auch bei gänzlicher Windstille ein schreckliches Getöse, zugleich fahren gegenüber auf der Alpe Bödmen zwei Männer mit furchtbarer Gewalt wider einander, so daß Funken sprühen, ein donnerähnliches Gebrüll sich erhebt und das ganze Plattentobel davon widerhallt.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 107, S. 78