288. Das schwelcherne Rütle
In Nenzing heißt man den Hirtenbuben Batzger. Also der Batzger, der Hirt, hatte eine Kuh zu wenig, wie sie am Abend alle zur Hütte getrieben wurden. Der Senn sagte zum Hirten, zum Amann: „Du hast eine Kuh zu wenig, geh sie suchen." Der kam bis zum Brantawiewald und fand dort die zurückgebliebene Kuh. Nebenan war die Pfalz oder Peßlingeralp. Dort waren Kälber auf der Weide und zu seinem Staunen sah er einen geistlichen Herrn, so angezogen, wie wenn er die Messe läse (ich weiß nicht, wie man dem Ding sagt, das sie anhaben beim Meßlesen mit dem Kreuz drauf) und er habe ein schwelchernes Rütle in der Hand gehabt und sei einem Kalb, welches der Hirt gekannt habe, hinten über Rücken und Schwanz gefahren. Wie der Hirt zur Hütte kam, habe er es sofort erzählt und am ändern Morgen habe das schöne Kalb, wie man in Nenzing sage, den Kroser gehabt, das heißt den schwarzen Brand.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 288, S. 167