404. Der fahrende Schüler
Der Chronist Sailer schreibt unter dem Jahre 1634, er habe von alten Leuten erzählen gehört, daß ein „fahrender Schuoler im Alpenwald" gewohnt habe. Er sei auch auf einem schwarzen Geißbock geritten, und dies war der Teufel, der ihm dienen mußte. Er hat alles gewußt, was geschehen werde. Ihrer müssen sieben sein, welche solche Kunst lernen wollen, und der Teufel ist ihr Lehrmeister. In sieben Jahren müssen sie das Los werfen, welcher des Teufels sei. Der die kleinste Zahl wirft, ist es. Der fahrende Schüler im Alpenwald ist der Sechste gewesen; er warf zwei Einer. Der Siebte wirft nach ihm, die Würfel springen aufeinander und zeigen eins, gleich hat ihn der Teufel zum Lohne. Derjenige, der hier im Alpenwald wohnte, ist ein frommer Mann geworden. Er ist alle Nächte zu Mittelberg auf den Freithof gegangen und hat Rosenkränze gebetet, auch sogar den Buben auf den Weg gewartet, sie mitgenommen zum Beten und darnach gehen lassen zu den Mädlein. Auch, sagte er, wenn er sterben werde, werden drei Stück geschehen; nämlich ein Immen lassen (Bienenstock schwärme), eine Lawine gehen und ein Haus verbrennen. Solches ist geschehen. Des Jakob Riezlers Haus auf der Eggen, das sein Geist angezündet hat, ist verbrennen.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 404, S. 228