152. Der Teufel im Strohhalm
Früher nahmen sich die Leute in Ems sehr in acht, daß sie nicht etwa aus einem Glas oder sonst einem Gefäß tranken, welches einen Riß oder Sprung hatte, weil man auf diese Weise ganz leicht einen Teufel hineintrinken konnte und man von diesem besessen wurde. Diese Gefahr drohte aber auch, wenn man etwas aus dem Kehricht herauslas oder wenn man einen Strohhalm in den Mund steckte. Als z. B. ein Geistlicher einen Teufel aus einem Besessenen treiben wollte, bat dieser den Priester, er möge ihm wenigstens noch gestatten, daß er in einen Strohhalm flüchten dürfe, damit er nicht ins höllische Feuer zurück müsse, was ihm der Geistliche auch gestattete.
Ein anderes Mal wollte auch ein Pfarrer einen Teufel austreiben, da rief ihm aber der Böse entgegen, ihm müsse er nicht gehorchen, denn er habe einmal eine Rübe gestohlen, als er durch das Feld gegangen sei. Da erwiderte ihm der Geistliche, er habe dafür in eine andere Rübe einen Groschen hineingesteckt und den Schaden somit reichlich ersetzt. Auf diese Antwort mußte der Teufel den Besessenen verlassen. Nur besonders fromme Priester waren imstande, die Teufel auszutreiben und wenn einer die geringste Schuld auf sich hatte, mußte ihm der Satan nicht gehorchen.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 152, S. 99f