165. Teufelshexen
Nach dem Dreißigjährigen Krieg scheint der Hexenwahn auch in Vorarlberg und dem angrenzenden Liechtenstein furchtbare Ausdehnung angenommen zu haben, indem Dummheit und Aberglaube des Volkes mit der Habsucht und Gewissenlosigkeit der Vorgesetzten wetteiferten. Die zwölf Jahre von 1648 bis 1660 forderten im winzigen Liechtenstein allein 120 Opfer.
Auf der Spitze der Hohen Kugel bei Hohenems kamen, wie man glaubte, die Hexen von nah und fern zusammen und hielten dort ihre Gastmähler und Buhlereien mit dem Teufel ab. Daher denn auch ein Stücklein Boden auf der Spitze der Kugel kein Gras trug, weil dort, wie es scheint, der Höllenfürst selbst seinen Thron aufgeschlagen hatte.
Hatte ein Stück Vieh den Rauschbrand, so glaubte man, er komme von einem bösen Angriff eines solchen, der mit dem Teufel im Bunde stund. Einmal hat man in der Haut eines am „Fluge" — wie diese Krankheit im Volke genannt wird — gefallenen Tieres ganz deutlich noch die Spuren der fünf Finger einer Hand erkannt.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 165, S. 104f