245. Der Weinholer im Levner Torggel

Ich weiß noch, wo der Levner Torggel gestanden ist. Der Torggelmeister M. hat im Torggel geschlafen, so lange der Ardetzner dort aufgehoben und vertorggelt war. Nach dem Wimmeln habe er auf der Höhe eine Liegestatt gehabt. In der Nacht sei die verschlossene Torggeltüre leise aufgegangen und seien sechs Männer herein gekommen, alle mit Kannen und Kübeln, seien zu den Fässern, haben Wein herausgelassen und hinausgetragen und wieder geholt, so daß er sich dachte, alle Fässer seien am Morgen leer. Er habe das Gewehr bei sich gehabt, aber er war wie starr und nicht fähig zu schießen, und wie es Morgen war, habe er geschaut, ob noch Wein in den Fässern sei und es waren noch alle voll. Die Gespenster haben Tücher um gehabt; die einen seien im Gesicht kohlschwarz gewesen, die andern schneeweiß. Die haben sich halt zum Stehlen so unkennbar gerichtet.

Wie er heimkam, habe das Weib noch geschlafen. Sie war überrascht, daß er schon kam und er sah geisterbleich aus und gefroren habe ihn. Er habe nur gesagt: „Ich will ins Bett, bin müd. Laß mich schlafen, ich erzähl dir dann." Dann sei er erkrankt und auch nicht mehr gesund geworden und auch gestorben.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 245, S. 143f