477. Im roten Unterrock
Ein junger, starker Bub, Fidel Khüny mit Namen, wurde ersucht, in einer mondhellen Nacht zwei Rinder aus der Alpe Relles zu holen. Er ging in die Alp und machte sich noch nachts mit den zwei Tieren auf den Heimweg. Der Weg ist fällig, deshalb mußte er sie meistens am Strick führen. Wie er zur alten Säge kommt, die heute noch steht, sitzt eine große, schwarze Katze mitten auf dem Weg und die Tiere werden so unruhig, daß sie der Bub kaum zu halten vermag. Er flucht und sperzt die Katze mit seinen genagelten Schuhen ins Tobel hinab. Doch augenblicklich lag sie wieder im Wege und das wiederholte sich bis zur Raschitzer Kapelle. (Dort kann man die Tiere erst laufen lassen). Der Bub hatte oft gehört, wenn etwas verhext sei, solle man auf sein Eigentum stehen. Er stellte sich auf sein Sacktuch und was sah er? Keine Katze — sondern ein bildhübsches Mädchen in einem rotlonenen, wollenen Unterrock. Es weinte bitterlich und lief den Weg eilends zurück.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 477, S. 263