26. Das Wuotas in Sellergöhr

Josef und Agathle Baldauf von Sellergöhr in der Gemeinde Möggers waren zu einer Hochzeit nach Hohenweiler gegangen. Die Mutter der Bäuerin, Ursula Schneider, hat gomet (das Haus gehütet). Gegen Mitternacht machte sie das Fenster auf und spähte hinaus, ob die beiden noch nicht kämen. Da hörte sie auf einmal ein Weifen und Sausen, als ob den Millionen und Millionen nach Vögel daher zögen, und so grausig war es zum Anhören, daß es der Bäuerin durch Mark und Bein ging. Zitternd vor Schreck und Angst schloß sie das Fenster. Als bald darauf die Eheleute nach Hause kamen, rief ihnen die Mutter zu: "Jesus, Maria und Josef, äs ist doch guet, daß er kummed!" und erzählte ihnen, was sie erlebt hatte. Darauf sagte der Bauer: "Guet, daß er 's Feanster glei zuoto hend, des ist 's Wuotas gsi!"

Gottlieb Blum, vulgo Sumüllar Gottlieb, ging einmal von Scheidegg seinem Heimatdorf Möggers zu. Nahe bei der Saumühle, seinem Eigentum, vernahm er in den Lüften einen Gesang, so wunderschön, wie er es in seinem Leben noch nie gehört habe, und daß er grad immer zulosen hätte mögen.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 26, S. 43