Eine Bergwerkssage aus dem Bregenzerwald
In meiner Heimatgemeinde Schwarzenberg gehört auch das Vorsäß Klausberg. Anstoßend daran in der Richtung nach Mellau, liegt die Alpe Rothbach. Dazwischen sind mehrere 10 - 20 Meter tiefe Löcher. Die gingen einst senkrecht in die Tiefe, wie weit ist mir unbekannt. Im Laufe der Zeit stürzte immer mehr und mehr Erdreich und Gestein hinein. Jetzt ist nicht mehr gar viel zu sehen. Das sollen nämlich alte Schächte eines hier betriebenen Bergbaues gewesen sein, vor etwa 70 Jahren soll sogar noch eine Fördermaschine (es war eigentlich ein Flaschenzug) bestanden haben, wie mir alte Leute erzählten. Die Gegend ist sehr eisenerzhältig. Der „Rote Lach" hat seinen Namen davon. Er ist stets sehr stark rostig braun gefärbt, was von dem Eisengehalt seines Quellgebietes herrührt. Dort oben sind des öfteren große Schlangen zu sehen, die sich in den Felsnischen sonnen. Diese Tiere sind sehr frech und haben ein rasselndes Kriechen wie das Klirren von Retten. Es sind dies, so erzählte mir eine alte Frau, verwunschene Bergknappen, die die Stollen gesprengt hätten, um kein Erz mehr graben zu müssen. sie müssen dafür büßen in Gestalt von diesen großen Schlangen, bis man dort wieder Erz zutage fördert, soweit erzählte die Frau. Manche Leute scheuen sich daher heute noch, dorthin Heidelbeeren suchen zu gehen, die dort in Menge vorkommen, denn man hört dort oft von Schlangenbissen, die zwar nie besonders gefährlich sind.
Quelle: Gottfried Gierner, Eine Bergwerkssage aus dem Bregenzerwald, "Heimat" 1923, 5, H. 1/2, S. 73 - 74, freundliche Zusendung von Franz Elsensohn Juni 2003