Der Bregenz-Geist
Auf dem Hofe, genannt Bregenz, haust ein unheimlicher Geist. Sonderbarerweise liebt er gar sehr die Ofenbank. Niemanden duldet er dort während der Nacht. Einstmals wollte ein Schuster dem Geiste zum Trotz diesen Platz als Nachtlager behaupten. Alles ging gut bis gegen Mitternacht. Da wurde er plötzlich von gewaltiger, unsichtbarer Hand zu Boden geworfen. Der mutige Schuster steht wieder auf und legt sich auf seinen alten Platz. Doch dasselbe wiederholt sich ein zweites und drittes Mal. Jetzt wird ihm angst und bange, er verläßt Ofenbank, Stube und Haus und eilt der Kirche zu; der in seiner Domäne gestörte Geist folgt ihm jedoch auf den Fersen. Um dem unheimlichen Begleiter zu entgehen, entflieht er auf den Friedhof, wohin der Geist nicht folgen kann noch darf. Geraume Zeit bleibt alles ruhig, der Schuster faßt wieder Mut, verläßt den Friedhof und will nach Hause. Der tückische Geist jedoch, der bis dahin ruhig vor den Friedhof-Mauern gelauert hatte, schnobert hinter ihm her und treibt ihn gen Ugen hinauf. Am nächsten Morgen fand man den unglücklichen Schuster auf dem Älpele oberhalb des Schorle erhängt.
Quelle: Josef Grabherr, Sagen in Damüls, in: Kathol. Volkskalender 1898, S. 127 f., Nr. 1, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 197