Der Handwerksbursche
Franz Josef Moosbrugger von Reuthe erzählte meiner Mutter: Als ich an der Schnepfegg im Herbst das Vieh fütterte, kam ein Handwerksbursche irgendwo aus dem Oberland und wollte auf der Heudiele übernachten. Da haben wir ihn in die Stube gerufen. Da hat er erzählt, er sei mehrere Jahre nacheinander hier je einmal übernachtet, und jedesmal habe es um Mitternacht im Keller gepoltert, daß man meinte, man werfe alles durcheinander. Doch war niemand in der Hütte. Dann habe er jedesmal einen Rosenkranz gebetet, um die arme Seele zu erlösen. Er ging dann auf die Diele, um zu schlafen. Am anderen Morgen, als er aufgestanden war, sagte er, diese Nacht habe er nichts mehr gehört; er glaube, die arme Seele sei erlöst.
Quelle: Franz Xaver Wölfle, Sagen von Bizau, in: Montfort I (1946), S.287, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 56f