Die Hexe in Rüschers Gunten
Es war vor vielen Jahren, da brachte der Senn in dieser Alpe während des ganzen Sommers keine Butter zustande. Er fing dann an, Fettkäse zu machen und keine Butter. Von Zeit zu Zeit versuchte er es aber wieder mit der Butterbereitung, aber jedesmal mißlang es ihm. Dem Alpmeister und den Bauern gefiel es nicht, daß keine Butter gemacht wurde. Ersterer befahl dem Sennen, immer wieder zu probieren. Als dann der Senn das nächste Mal butterte, schaute er während des Rührens in den Rührkübel und sah zu seinem Erstaunen einen großen Haarballen darin. Jetzt wußte er, daß er es mit einem bösen Menschen zu tun hatte, dessen böser Wunsch in Erfüllung gegangen war. Nun war zu jener Zeit im Bezauer Kloster ein heiligmäßiger Pater, im Volksmund „Pater Jaköble“ genannt. Diesem wurde die Geschichte mitgeteilt. Der Ordensmann besuchte die Alpe und riet dem Sennen, einen glühenden Hälsling in den Rührkübel zu werfen. Die böse Person werde dann kommen. Wenn das nicht helfe, müßte man die Alpe benedizieren. Der Senn machte es so und es kam bald ein altes Weiblein in die Hütte. Es jammerte und bat den Sennen, man solle doch den Hälsling aus dem Rührkübel nehmen; das glühende Eisen brenne sie fürchterlich. Sie trug deutliche Spuren der glühenden Kette an ihren Händen. Der Senn nahm den Hälsling aus dem Rührkübel und das Weib verschwand. Von da an gelang das Buttern in dieser Alpe.
Quelle: Franz Xaver Wölfle, Sagen von Bizau, in: Montfort I (1946), S.295, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 22