Die Heiligkreuz-Kapelle in Feldkirch
I.
wo sich bei Feldkirch die Ill in die Kapfschlucht zwängt, an der hohen Brücke auf einen Felsen gebaut, steht seit alter Zeit die Heiligkreuz-Kapelle. Der „gute Graf" hat sie noch erbaut, und die Sage erzählt:
Der "gute Graf" war in jungen Jahren als Pilgrim ins Heilige Land gezogen, über Meer nach Jerusalem. Es war eine [ge]fährliche Fahrt, auf der sein Knappe Sturzries das Leben lassen mußte. Der Graf aber wurde aus aller Not wundersam errettet und baute nach glücklicher
Heimkehr zum Danke an der hohen Illbrücke ein Kirchlein, dem er zwei köstliche Heiligtümer verehrte, die er von der Pilgerfahrt mitgebracht: Eine Partikel vom hl. Kreuze und ein gar, künstlich auf Goldgrund gemaltes Bildnis der Gottesmutter, das nach der Legende ihr wahrhaftes, wunderbares Abbild. - Die Kapelle wurde Heiligkreuzkirchlein genannt, und von ihr tragen auch die Häuser ringsum den Namen. Das Muttergottesbild aber findet sich jetzt in der Altenstädter Klosterkirche.
II.
In der Heiligkreuzkapelle findet sich jetzt ein alter, gotischer Altar, die hl. Anna, die Mutter und Großmutter selbdritt, mit den Kindlein Maria und Jesus in den Armen. Der frommen Sage nach stammt er aus der Kirche in Seewis, und St. Fidelis hat, kurz bevor ihn der Todesstreich erreichte, vor ihm gebetet. Flüchtende Katholiken brachten den Altar von Seewis über die Berge nach Brand, von wo er ins Feldkircher Kapuzinerkloster und zuletzt in diese Kapelle kam.
Quelle: Anna Hensler, in: Rund um Vorarlberger Gotteshäuser, Heimatbilder aus Geschichte, Legende, Kunst und Brauchtum, Bregenz 1936, S. 8