DAS HAUS AM RASAVEIBACH
Es war ein Haus am Rasaveibach, da hat schon jahrweis keine Seele mehr drin geschnauft. Einmal an einem Samstag zunacht beim Vollmondglanz kehrte dort das Nachtvolk ein zum Abendtanz. Wie es der Zufall manchmal will, kam ein Mann an dem Haus vorbei und das lustige Tanzen störte ihm den Wunder. Schier mit Gewalt zieht es ihn der Hütte zu und er gügglet bei einem Spalt hinein. Wie tanzt das Volk so flink und nett, als ob es Fittiche an den Füßen hätte! Es wird spät, der Mann muß weiter, aber o weh! wie er zuweg geht, merkt er, daß er auf einem Auge kein Stücklein mehr sieht. Und was er alles probiert und getan hat, auf dem Aug hat er nichts mehr gesehen ein ganzes Jahr.
Das Jahr ist um und einem guten Rat zulieb geht der Wunderwitz um die gleiche Zeit wieder zum Rasaveier Tobelhüsle hin. Das Nachtvolk ist richtig wieder lustig im Gang und tanzt bei Trommeln und Pfeifenklang. Alle Länge schaut der Einäug zu und meint, er schaue sich auch heuer nicht genug. Zuletzt sagt er zu ihm selber: "Es wird mir zu spät, ich muß zuweg und heim." Wie er geht, ist es ihm, als sei er neugeboren: auf beiden Augen sieht er wie vorher.
Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen
aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 161, Seite 132