Des wilden Männleins Loch

Vor alten Zeiten wohnte in einem unterirdischen Gange des Klosterwaldes, welcher sich oberhalb unseres Dörfleins befindet, ein Zwerglein, das einen grauen Bart hatte. Durch eine Reihe von Jahren hütete dieses Männlein den Viktorsbergern ihr Vieh ganz unentgeltlich, was allgemeinen Beifall fand. Eines Tages aber hatte ein übermütiger Bursche den Einfall, die kleine Habe des Hirten im Walde zu verstecken und den Gang zur Wohnung des Zwerges zu beschmutzen. Darüber war das sonst gutmütige Männlein so „wild“ (erzürnt), daß es sofort diese Gegend für immer verließ. Der Gang fiel größtenteils ein, und es blieb von demselben noch eine kleine Vertiefung übrig, die heute unter dem Namen des „wilden Männleins Loch“ bekannt ist.

Quelle: Felix Walser, Holunder, 5. Jg. (1927), Nr. 27, S. 3, zit. nach Sagen aus Vorarlberg, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 193f