DIE GOLDENE SCHLANGE IN WOLFURT
Schloß Wolfurt
Schon früh hat Wolfurt Bedeutung. Eine Kapelle wird 1167 erwähnt.
Hier war der Hauptsitz des alten Gerichtes Hofsteig. Das älteste
Rittergeschlecht "derer von Wolfurt" war nicht reich, aber angesehen.
Nach seinem Aussterben 1463 hausten hier noch drei andere Geschlechter.
Von der Burg gibt eine Urkunde von 1353 Kunde. Das Schloß, in seinem
heutigen Bestand etwa von 1707, hat noch quadratischen Turm, drei Stockwerke,
eine Plattform und mehrere bewohnbare Räume.
Quelle: Andreas Ulmer, Vorarlberger Volkskalender 1936, S. 13
Ob Wolfurt war eine Zwingburg, heute ist sie zusammengefallen und nur noch verwettertes Mauerwerk ist übrig. In dem alten Gemäuer haust eine goldene Schlange und schläft, in eine Kugel gerollt, den ganzen Herbst und Winter aus. Im Frühling aber erleblet sie, reckt und streckt sich und schleicht ins Tal, sich im Klee zu sonnen. Einmal wandelt ein braves Sonntagskind dort vorbei und sieht die Schlange funkeln in Klee und Maiensonnenschein. Voll Furcht flieht es auf und davon, denn es weiß, der Geist vom letzten Ritter auf Wolfurt muß umgehn. Ein Bauernplager ist es gewesen und ein reicher Geizhals. Seine Zwingburg ist zusammengesunken, aber er selber muß unerlöst geisten. Seine einzige Freude ist im Frühling sich sonnen im Ackerland.
Manche wollen wissen, daß die Herren von Wolfurt aus einem sehr alten Adelsgeschlecht stammen, das einst in Schottland ansässig war. Auch von dem heute spurlos untergegangenen Schloß Kuien erzählt die Sage, in Mondscheinnächten schieße eine goldene Schlange die Felswände herab, um aus dem Rickenbach, der dort vorbeifließt, den Durst zu stillen.
Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen
aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 53, Seite 76