Das Heidengundele
Die Lustenauer hielten am alten Väterglauben fest, als die Glaubensboten schon lange durchs Land zogen und die Lehre vom Christentum verkündeten. . Viele blieben Heiden und versammelten sich nachts an einem geheimen Ort, um den Göttern zu dienen. Unter diesen Frauen war auch ein Madchen. Es hieß Kunigunde und wurde von
den Leuten nur Gundele genannt. Immer wieder wurde in sie gedrungen, sich zur Lehre der Liebe zu bekehren. Aber das „Heidengundele", wie sie von jetzt ab genannt wurde, blieb dem Väterglauben treu. Eines Abends wurde das Heidengundele an den Rhein hinausgeführt und dort noch einmal gefragt, ob es sich taufen lassen wolle, sonst müsse es sterben.
Aber das Heidengundele wollte lieber in den Tod gehen als sich zum Christentum bekennen. Die Sonne warf ihre letzten Strahlen und gab dem Heidengundele neuen Mut, denn sie glaubte, es sei ein Zeichen der Götter. Sie wurde in eine Grube gestellt und mit Sand zugeschüttet. Bis zum Munde war sie nun begraben und drohte zu ersticken. Da wurde sie zum letzten Male gefragt, und in ihrer Angst wollte sie sich bekehren. Als man sie aber ausgrub, war es zu spät, denn noch am gleichen Tage starb sie.
Der Ort, an dem diese grausame Tat geschehen ist, heißt noch heute „Heidensand".
Lustenau
Quelle: Vom alten Glauben, Sagen aus dem Kreis Dornbirn, Walter Weinzierl u. Theo Bildstein, Dornbirn 1944, S. 38f