DIE ABSTAMMUNG DER GRAFEN VON MONTFORT

Schon frühe fanden sich belesene Männer, die den Montforten rühmend nachsagten, sie seien ein altetruskischer Königsstamm und schon ein halb Jahrtausend vor Christi Geburt mit Herzog Rätus in Hohen-Rätien eingewandert. - Fast noch mehr Ehre und Ruhm wollte Thomas Lyrer, ein schreibkundiger Mann aus Rankweil, auf den Namen Montfort häufen. Er schrieb im Jahre 1486: "Kaiser Curio zu Rom wurde 104 Jahre nach Christus trotz der Fürsprache der Senatoren Amor und Ventrum Urseum wegen seines christlichen Glaubens mit seiner Gemahlin Docka, seinen eigenen Söhnen und den Söhnen seiner Schwester Jürgo und Hego vertrieben. Er floh über das Hochgebirg in deutsche Länder und kam auf den Plan Dalfatz in Graubünden. Kaiser Curio baute seinen Söhnen in Rätien und Schwaben verschiedene Burgen, und sie wurden Ahnherren mächtiger Geschlechter. So baute er dem Altesten die Feste Hohentrins und nannte ihn Magnus von Höwen; dem andern die Feste Gutenberg und nannte ihn Egloff von Wartau; dem dritten gab er einen Berg, errichtete darauf die Feste Starkenberg und gab ihm einen weißen Schild mit einer roten Fahne zum Wappen und zum Zeichen, daß er christliche Ordnung halten und fechten solle, wenn es not tue. Dem Deutschen nach - sagt Lyrer - wird das Geschlecht geheißen: die von dem roten Fahnen; aber als sich die welschen Churwalhen gemehrt hatten, da war der Name welsch und geheißen: von Montfort. Der vierte Sohn Curios war Wilpart von Leutkirch, der fünfte der Patriarch Burgundus, der ein selig Leben führte und auf dem Berge Hirschberg bei dem Dorfe Ulm wohnte. Der sechste Sohn erhielt die Stadt Ravenau, die jetzt Ravensburg heißt, und wurde Romulus von Schwaben genannt. Kaiser Curio baute sich selbst eine Feste, die er nach seiner Gemahlin Docka Dodienburg (Toggenburg) nannte, wohnte daselbst, starb 172 und wurde im Kloster Fischingen begraben."

Wappen der Grafen Montfort  © Berit Mrugalska
Wappen an der Pfarrkirche heiliger Viktor, Viktorsberg
links das österreichische Bindenschild, rechts das Wappen der Grafen Montfort
© Berit Mrugalska, 16. Oktober 2005

Man sieht, daß hier auf eine wunderliche Weise Wahrheit und Dichtung durcheinander geworfen ist, darf aber Lyrers Streben, das Haus Montfort zu verherrlichen und dessen Stammvater in allen deutschen Gauen sein Geschlecht anpflanzen und fortpflanzen zu lassen, nicht übersehen.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 226, Seite 178