DIE SENNERIN AUF SPULLERS

Auf der Alpe Spullers droben ist einmal eine Sennin gewesen, die hat nur dem Vieh von den reichen Leuten zugehalten und armer Leute Vieh Hunger leiden lassen, und so hat sie es getrieben viele Sommer. jetzt einmal im Winter, wo man lang schon von Alp gewesen ist, geht ein Jäger Spullers zu auf die Jagd, und da begegnet ihm die Sennin, von der ich erzähle, den Kopf wie verbrämt mit Kies und Schnee, die rote Juppe Stein und Bein gefroren und am Arm einen Eimer. Der Jäger kann sich nicht genug verwundern und fragt: "Ja Sennin, bist du auch um die Weg und willst du eben um diese Zeit zu Alp?" "Ja", sagt sie, "ich muß auf Spullers hinauf, den armen Leuten die Schweine futtern, den reichen hab ich sie schon gefuttert", und geht ihres Weges weiter. Der Jäger luegt ihr erstaunt nach und denkt für sich selber: "Das ist auch nicht kauscher", und wie er gegen Abend heim ins Dorf kommt, hört er vom Turm das Totenglöcklein läuten, und auf seine Frage, wem es dermal gelte, gibt man ihm zur Antwort, der Sennin von Spullers.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 151, Seite 126