ENTSTEHUNG DES KLOSTERS VALDUNA

In dem einsamen Tal zwischen Rankweil und Satteins, wo man es zur "güldinen Mühle" heißt, lebte gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts ein Einsiedler in einer hohlen Eiche. Einst sah er auf dem Felsen, auf dem später sich das Kloster erhob, einen Engel sitzen und hörte ihn lieblich singen. Bald darauf entstiegen dem Platze mehrere Klosterfrauen mit schwarzen Skapulieren und himmlische Gestalten schwebten über ihren Häuptern. Die Bewohner der Gegend lachten über den Bericht des Einsiedlers, der aber blieb dabei, daß auf diesem Platze einst ein Frauenkloster sich erheben werde.

Um das Jahr 1311 befand sich Marquard Bregenzer, ein reicher Kaufmann aus Brixen, auf einer Geschäftsreise in dem Tal und wurde da von einem Blitz zu Boden geworfen, ohne Schaden zu nehmen. Das Begegnis erschütterte den Kaufmann so, daß er beschloß, an dem Ort eine Zelle zu bauen und einsam zu leben, wozu der Graf von Montfort seine Einwilligung gab. Nach einigen Jahren verschwand der neue Einsiedler, aber die Landleute erinnerten sich der früheren Weissagung und bewogen den Grafen Rudolf, Grund und Boden zur Erbauung einiger Zellen für mehrere Jungfrauen herzuschenken. Drei Waldschwestern aus Grimmenstein (im Kanton Appenzell) waren die ersten Ansiedlerinnen. Sie sammelten Almosen und brachten es dahin, daß bald vierzig Schwestern von den freiwilligen Beiträgen des Landes leben konnten. Der Bischof Dietrich von Chur weihte die Klosterkirche 1398, und Papst Bonifazius IX. bestätigte 1402 die Stiftung und ließ eine Äbtissin wählen.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 224, Seite 176