DIE SCHWARZE KATZE

Einmal geht zu Nacht ein Mann beim Mondschein im Lasankatobel über die Brücke und sieht auf einem Brückenkopf eine kohlenschwarze Katz hocken. "Wart, Mauz", sagt der Mann bei ihm selber, "dir will ich ins Tobel hinunterzünden!" und gibt ihr einen Streich mit dem Stecken, daß es geklepft hat. Aber die Katze hat sich auf dem Pfosten nicht ergräut. Da faßt der Mann in der Täube noch einmal und zuletzt zum drittenmal einen Streich und schlägt schier aus ganzen Leibeskräften auf die Katz zu. Aber die Mauz hat sich auch nicht um das Schwarze vom Nagel bewegt, ist nur größer und immer größer geworden und hat den Mann mit feuerigen Augen anglaret, als wenn sie ihm ins Gesicht springen wollte. Da ist dem Mann ein Grausen gekommen, und er ist den genoten Weg heimatzu gesprungen und seit der Zeit nie mehr recht musper gewesen.


Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 140, Seite 121