DAS WEIBLEIN AUS BLOSERS HAUS

Vor alten Zeiten hat ein altes Weiblein in Amenegg gewohnt. Weil es leidenschaftlich gerne Karten spielte, ging es abends oft nach Oberfallenberg, um bei Bekannten zu spielen.

Einmal begegnete der Alten auf dem Wege ein Mann und bat um Auskunft nach dem kürzesten Wege nach Schwarzenberg. Die Alte begleitete ihn ein Stückchen und meinte dann, nun könne er den Weg alleinig finden. Der Mann fragte, was er schuldig sei, aber das Weiblein wollte nichts haben. Nach längerem Drängen von ihm, verlangte es einen Kreuzer. Da sagte der Mann: „Hättest du mehr verlangt, hätte ich dir mehr gegeben!" Dann bat er um ihre weitere Begleitung und fragte nach einer Weile abermals um seine Schuldigkeit. Nun wurde es dem Weiblein unheimlich und es machte sich davon.

Der Mann war ein fahrender Schüler gewesen, der bei Lebzeiten unredlich Geld erworben hatte. Hätte das Weiblein mehr verlangt, dann wäre er es losgeworden und erlöst gewesen.


Quelle: Walter Weinzierl, Sagen aus Dornbirn, Dornbirn 1968, S. 75