HANSO BABLAR
Zur Zeit, als es noch keine Eisenbahn gab, hatten die Kaufleute eigene Fuhrknechte, welche ihnen die Waren aus den benachbarten Städten holten. So ein Fuhrknecht war Hanso Bablar.
Eines Tages fuhr er, es war schon stockfinster, von Bregenz ab. Das Wetter war schlecht und es gab noch keine so schönen Straßen wie heutzutage, sondern nur ausgetretene Feldwege und üble Hohlgassen.
Als Hanso Bablar im Ried war, sah er ein altes Weiblein vor sich. Es hatte einen großen Schal übers Kinn gebunden und einen Hut tief ins Gesicht gedrückt.
Die Alte fragte, ob er sie nicht ein Stückchen mitfahren ließe. Er dachte, warum denn nicht, und hieß sie aufsteigen. Mühsam kletterte sie auf den Wagen und fürchtete herunterzufallen. Nun saß sie neben ihm und er fragte, woher sie komme, wohin sie gehe und wie sie heiße. Aber das Weibchen antwortete auf keine Frage. Plötzlich kam ein Windstoß und blies den Schal ein wenig auf die Seite. Da sah er im Schein der Wagenlaterne, einen mächtigen Vollbart. Er bangte um die Waren und um das Geld, das er bei sich führte. Er ließ sich aber nichts anmerken, pfiff ein lustiges Liedlein vor sich hin, drehte unversehens die Geissel um und schlug den unheimlichen Gesellen vom Wagen. Dann trieb er die Pferde an und fuhr im Galopp nach Dornbirn.
Als Dank für seine Errettung ließ er die Rohberger Kapelle bauen.
Quelle: Walter Weinzierl, Sagen aus Dornbirn,
Dornbirn 1968, S. 76