Das kaputte Kirchendach
Ein Wiener Bürger dem Pfarrer Wiegand gar nicht gut
gesinnt war. Im Gegenteil, er ließ nichts aus, um ihm zu schaden,
da er die Pfarrei lieber für seinen Neffen gehabt hätte. Er
versuchte, die Bauern gegen den Pfarrer aufzubringen, indem er ihnen erzählte,
der Pfarrer wolle auf Kosten der Bauern sich selbst das Leben so angenehm
wie möglich machen.
Pfarrkirche St. Georg, Kahlenbergerdorf, Döbling
© Harald Hartmann, Herbst 2004
Zum Beispiel sollte das Kirchendach erneuert werden, und
der Wiener Bürger erzählte den Bauern, dass das doch eigentlich
nicht nötig sei. Doch damit nicht genug, wollte er Wiegand, dem Pfarrer,
einen Streich spielen, der ihn im Dorf ganz unmöglich machen sollte.
Er beauftragte einen Maler, ein Bild zu malen, das einen Wolf zeigte mit
dem Gesicht des Pfarrers, der den Gänsen predigte. Der Maler, ein
Freund des Pfarrers, hinterbrachte ihm dieses Vorhaben und tat dann, was
dieser ihm auftrug. Am nächsten Sonntag beim Gottesdienst lächelte
er allerdings verstohlen als er Hammerschläge hörte, mit denen
das Bild an der Kirchentür angeschlagen wurde. Er bat die Bauern
jedoch nur um das Geld für die Reparatur des Dachteils über
dem Altar. Die Bauern waren zufrieden, da sie meinten, das könne
nicht so viel kosten. Und spendeten fleißig dafür. Als sie
dann aus der Kirche kamen, stand der Wiener Bürger grün vor
Wut unter der lachenden Gemeinde. Das Bild zeigte nicht das Gesicht des
Pfarrers sondern den Wolf mit dem Gesicht des Wieners.
Das Kirchendach wurde auch noch vollständig repariert. Denn als es
an einen der nächsten Sonntage in Strömen regnete, stand der
Pfarrer unter dem reparierten Teil im Trockenen, die Gemeinde jedoch wurde
durch und durch nass.
Quelle: Erzählungen aus dem Kahlenbergerdorf in Schulunterlagen aus der Volksschule Kahlenbergerdorf, 1954-1957, Emailzusendung vom 15. November von Harald Hartmann.