Das Krapfenwaldl
Im "Krapfenwaldl" bei Wien wünschte sich an einem Faschingstag
ein Handwerksbursche Krapfen. Sogleich stand eine Schüssel voll vor
ihm. Darüber erschrak er anfangs, und als er weitergegangen, begegnete
ihm ein kleines schwarzes Männlein. Dieses trug ihm noch eine Schüssel
voll an, wenn er ihm seine Seele verschreibe. Der Bursche wollte nicht
glauben, daß es der Teufel sei. Darum sagte er zu ihm: "Werde
groß wie ein Riese, klein wie eine Eichel." Und das Männlein
verwandelte sich sogleich in einen Riesen und dann in eine Eichel. Als
der Bursche das sah, steckte er die Eichel in ein Säckchen, trug
es nach Grinzing in eine Schlosserwerkstätte und hämmerte so
lange darauf, bis das Männlein versprach, seine Seele nicht zu fordern.
Seit der Zeit heißt man jenes Wäldchen "Krapfenwaldl".
Quelle: Vernaleken, Theodor, Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich, Wien 1859, S. 374