Der unwürdige Kommunikant
I.
Im Kreuzgang des
Minoritenklosters in der inneren Stadt Wien war nächst der Klosterpforte
auf der Mauer in Fresco ein Gemälde zu sehen und über die Begebenheit,
die im Jahre 1348 vorgefallen und die es darstellte, war darunter folgendes
zu lesen:
"Renovierte Abbildungen eines unwürdigen Comunikanten. Es ist
mit allen Schriften bewiesen und bezeuget, daß einer aus Verachtung
des Gebotts der christlichen Kirchen in einem Tag das Hochwürdige
Sacrament, welches er sieben Jahre zu empfangen unterlassen, 7mal genommen.
Darauff er alsbald mit jähem Tod verschieden und sein Leib an diesem
Ort begraben worden, welchen folgende Nacht der Teuffel, als er den Sacristan
gerufft, nach aufgethanen Grab herausgerissen und zerschmettert, aus welches
Mund ? Hostien gefallen, den Leib mit sich hinweg geführt und zu
einem Zeichen das Loch, so in dieser Mauer zu sehen ist, verlassen.
Nun gedenk, o Mensch, siehe! und gehe fort. Anno 1348 dessen Antiquität
ist in dieser Kirchen zu sehen."
Die Reliquien und den Staub von den Hostien, die bis 1619 im wienerischen
Konvent aufbehalten worden, hat man sodann nach Bononien übertragen.
Das Teufelsloch war aber noch lange in der Klostermauer zu sehen und dürfte
erst mit der Aufhebung des Minoritenklosters in der josephinischen Zeit
verschwunden sein.
II.
Bei den Minoriten
befand sich noch ein zweites Loch "so hinter dem Landhaus und nicht
vermauert werden kann". Auch dieses scheint mit einer Teufelssage
in Verbindung gestanden zu sein. Angeblich soll hier ein gottloser Mönch,
der an einem Tag mehrmals kommuniziert hatte, vom Teufel durch dieses
Loch entführt worden sein.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 17, S.
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Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, April 2005.