DAS GASTHAUS "ZUM NASSEN HADERN"

Im Schottenfeld, einem Teil des späteren siebenten Bezirkes, lebten viele Arbeiter und Handwerker, die es sehr schwer hatten ihr tägliches Brot zu verdienen. Nach des Tages Mühe gönnten sich viele von ihnen einen kräftigen Trunk, und so konnten die Wirte in dieser Gegend ganz gut leben.

In einem Gasthof in der Zieglergasse bediente eine Magd, die tüchtig und ehrlich war, aber wenn ihr etwas nicht gefiel, konnte sie schon recht barsch werden.

Eines Tages, ganz früh am Morgen, schrubbte die Magd Bertha gerade die Holzdielen, als drei Soldaten mit lehmigen Stiefeln die Wirtsstube betraten. Sie waren rüde Burschen, die lautstark nach Bier verlangten. Da kamen sie an die Richtige! Bertha schimpfte entrüstet: "Was bildet Ihr Euch eigentlich ein, mit Euren völlig verdreckten Stiefeln auf meinen schönen sauberen Boden zu trampeln! Außerdem ist bei uns noch geschlossen, sucht Euch ein anderes Lokal und verschwindet schleunigst!"

Doch die Soldaten waren nicht so schnell zu überzeugen und verteilten den Schmutz nun absichtlich in der Stube. Gleichzeitig hatten sie ihren Spaß daran, das Mädchen zu necken und jagten es durch den Raum. Da zog Bertha den Aufwischfetzen aus dem, mit schmutzigen Wasser gefüllten Eimer und prügelte die Soldaten zur Tür hinaus. Die drei Männer suchten triefend und fluchend das Weite.
Als die Magd wieder in die Gaststube zurückkam, stand der Wirt in der Küchentür und lachte so herzlich, daß er kaum wieder aufhören konnte. "Gut hast du das gemacht!", rief er und klopfte ihr auf die Schulter.

Ein paar Tage später, als Bertha wieder in der Früh die Schankstube für die Gäste vorbereitete, nahm der Wirt sie an der Hand, führte sie vor die Tür und zeigte ihr das neue Wirtshausschild, das er malen hatte lassen. "Zum Nassen Hadern" stand daraufgeschrieben und die neugierigen Gäste ließen sich gerne erzählen, welche Bewandtnis es mit diesem Namen hatte.

Quelle: Wien in seinen Sagen, Eva Bauer, Weitra 2002, S. 189