Der Sieveringer Sagenkreis
um Karl und Agnes
XIX. [Version]
Ein Bauer wollte sich aus Lebensüberdruß auf der Jägerwiese erhängen. Da erschien ihm Agnes und fragte, was er vorhabe. Als er ihr seine Armut klagte, nahm sie ihn mit sich zu einer Falltür. Durch diese kamen sie zu einem unterirdischen Schlosse, wo ihm die Agnes einen Sack voll Kohlen gab. Er blieb einige Zeit bei ihr, und als er Abschied nahm, gab sie ihm ihr Bild mit den Worten:
"Bewahre dies auf, und wenn du je wieder auf trübe Gedanken kommen solltest, so betrachte es und erinnere dich meiner."
Am anderen Morgen wollte er die Kohlen verkaufen, fand aber blankes Gold.
Damit baute er sich in Sievering ein stattliches Haus und das Bild der
Agnes ließ er im Hofrande über den Eingang hängen. Spätere
Besitzer, denen das Geläufe der Neugierigen unangenehm war, brachten
das Bild auf den Dachboden. In der Nacht kehrte es aber immer wieder auf
den alten Platz zurück.
Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien,
herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 6, S. 20
Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, April 2005.