Der Sieveringer Sagenkreis
um Karl und Agnes
XX. [Version]
Nach anderen Berichten hat ein Bauer aus Dankbarkeit gegen die Agnes in Sievering ein Bild von ihr anfertigen lassen und es in seinem Haus aufgestellt. An diesem Bild wollen die Leute auch Glücksnummern sehen. Einmal fragte Vernaleken eine Frau, die das Bild lange betrachtete und von Zeit zu Zeit Ziffern in ein Büchlein schrieb:
"Sehen Sie denn etwas?"
Darauf antwortete sie:
"Na, i sich grad nix, oba i moan halt, i sich's."
Einst sagte die Agnes als junges Mädchen einem Bauern, er solle das
erste aufheben, was ihm auf dem Wege unterkomme. Er fand ein "Bein"
(einen Knochen) und steckte es zu sich. Zu Hause fielen Dukaten heraus.
Darum hat auf jenem Bilde die Agnes ein Bein in der Hand. Als die Dukaten
bald zu Ende gingen, setzte sich jener Bauer auf einen Baumstumpf im Walde.
Da erschienen ihm drei schwarze Mädchen, von denen das mittlere am
kleinsten war und etwa fünfzehn Jahre alt schien. Diese bat ihn um
einen Kreuzer, allein er wies sie ab und brach eine Rute. Auch um diese
bat das Mädchen dreimal vergebens. Als das Mädchen verschwand,
sah er sein Unrecht ein.
Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien,
herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 6, S. 20f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, April 2005.