Der Sieveringer Sagenkreis um Karl und Agnes

III. [Version]

Auf der Agneswiese, so heißt ein Teil der großen Jägerwiese, stand einst eine stattliche Ritterburg, die von dem Burgfräulein Agnes und ihrer Muhme, einer Zauberin, bewohnt wurde. Diese sah das Verhältnis zu dem gemeinen Köhlersohne Karl nicht gerne. Darum verfluchte sie ihre Nichte und verzauberte die ganze Gegend. Die Ritterburg verschwand in das Innere der Erde. Karl und Agnes müssen so lange auf der Oberwelt umherwandeln, bis sie einer erlöst. Aber auch die alte Zauberin muß auf der Erde als Drache hausen, bis sie erlöst wird.

Auf einem Kreuzweg sieht man um Mitternacht die Ritterburg erleuchtet, und Karl und Agnes sind sichtbar. Bis auf dem Platze, wo ehemals die Burg stand, zehnmal Wald und zehnmal Wiese gewesen ist, dann sind Karl und Agnes erlöst und die Burg kommt zum Vorschein.

Quelle: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 6, S. 9f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Anja Christina Hautzinger, April 2005.