Wo der Teufel mit der Bognerin raufte
An dem ehemaligen Wenighoffer'schen Hause in der Bognergasse (jetzt Neubau Nr. 3) soll einst ein Bild zu sehen gewesen sein, das den Teufel mit einem alten Weibe raufend zeigte und die Aufschrift führte: Wo der Teufel mit der Bognerin rauft. Dieses Haus soll einem reichen Armbrustmacher gehört haben, der ein böses Weib zur Frau hatte. Ihre Schönheit, sowie das Geld, das sie mitgebracht hatte, schwand bald dahin und übrig blieb nur ein alter „Hausdrache", der mit dem Gatten in ewigem Streit lebte und mit ihm handgreiflich wurde. Der gute Meister verlor daher alle Arbeits- und Lebenslust und eines Tages rief er in seiner Verzweiflung selbst den Teufel an, der urplötzlich vor ihm stand. „Du hast mich gerufen", sagte dieser, „wahrscheinlich soll ich dir dein böses Weib zähmen, und es müßte mit seltsamen Dingen zugehen, wenn mir das nicht gelänge; ich verlange von dir nichts als deine Unterschrift". — „Alles was du willst", entgegnete der Überglückliche. „Doch höre", bemerkte der Teufel, „ich gehe gleich zu deinem Weib und nehme, damit mir das Werk besser gelinge, deine eigene Gestalt an; du brauchst also heute Nacht nicht nach Hause kommen." Der Teufel hielt Wort und schlich sich spät in des Meisters Kammer, wo das Weib bereits im Bette schlief, und versuchte es zuerst im guten mit Schmeicheleien und liebevoller Zärtlichkeit. Er gab ihr also einen Kuß, aber kaum hatte er diesen gewagt, so war sie schon aus dem Bett gesprungen, versetzte ihm zwei derbe Ohrfeigen und überschüttete ihn mit einem Hagel von Schimpfworten. „Nicht genug, daß du Nichtswürdiger die ganze Nacht außer Haus durchschwärmt hast, weckst du noch dein braves, gutes Weib vom Schlafe auf? Aber warte, du sollst es mir büßen, ich will dir einen Denkzettel geben!" Der Teufel sah nun wohl, daß mit Güte nichts zu richten war. Er versuchte es nun mit Strenge und rief: „Meine Geduld ist nun zu Ende; ich habe alle Mittel erschöpft und will nun Strenge brauchen. Auf's schleunigste befehl ich dir, dein ungestümes Wesen abzulegen, sonst ..." Doch kaum hatte er dieses Wort gesprochen, so hatte sie ihn bereits mit einem Wasserkübel von hinten übergossen und ihm mit einem Besenstiel den Rücken tüchtig durchgebleut. Die Hiebe flogen so rasch und heftig, daß der arme Teufel kaum zum Bewußtsein kam, doch sammelte er sich endlich, zog sich in eine Ecke zurück und versuchte jetzt das äußerste Mittel. Er zeigte sich in seiner wahren Gestalt als Teufel. „So erkenne mich denn", rief er, „und sei vernichtet!" Im ersten Augenblick blieb das Weib ruhig, dann aber warf sie sich auf den Höllenfürsten, nahm ihn bei beiden Hörnern und beutelte den armen durchnäßten Teufel so gewaltig, daß gar ein halbes Horn zu Boden fiel. Er dachte jetzt an nichts als an seine Rettung und fuhr durch den Kamin unter Zurücklassung seines Mantels und Hutes in die Hölle zurück.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 37, S.
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Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, Mai 2005.