Die hl. Barbara und Stanislaus Kostka
Als der hl. Stanislaus Kostka im Hause zur goldenen Schlange (1. Bez. Currentgasse an der Ecke zur Steindelgasse) wohnte, erkrankte er wegen des strengen Lebens, das er führte, im Dezember des Jahres 1566 so gefährlich, daß die Ärzte um sein Leben besorgt waren. Als Stanislaus nun mit den heiligen Sakramenten versehen zu werden wünschte, wollte der Eigentümer dieser Wohnung, der ein Protestant war, dieses nicht gestatten. In seiner Todesangst setzte der sterbenskranke fromme Jüngling sein ganzes Vertrauen auf Gott und auf die hl. Jungfrau und Märtyrin Barbara, der er sich schon ehemals in der Wiener Jesuitenkonviktskapelle verlobte. Es wurde nun von Zeugen beschworen, daß Stanislaus zur Nachtzeit auf seinem Krankenbette im Gebet ausgerufen hätte, er sehe die hl. Barbara und zwei Engel, die ihm sagten, er solle sich auf die Knie niederlassen. Als er dies im Bette vollführte, habe er sodann das göttliche Geheimnis zu sich genommen.
Noch ein anderer wunderbarer Vorfall ereignete sich in diesem Zimmer.
Auf die Erscheinung der hl. Barbara erfolgte die der Mutter Gottes, die
mit dem Jesuskinde auf den Armen sich dem kranken Stanislaus näherte,
ihren göttlichen Sohn auf das Bett setzte und dem frommen Jüngling
die tiefste Anbetung gönnte. Da Stanislaus bisher noch in seiner
Standeswahl im Zweifel war, eröffnete ihm die Mutter Gottes den göttlichen
Willen, daß er dem Jesuitenorden beitreten sollte.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 67, S.
84f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, April 2005.