Maria Hietzing
Als die Türken 1529 Wien belagerten, blieb
auch die Hietzinger Wallfahrtskirche nicht von ihrer Wut verschont. Die
Kirche wurde ein Raub der Flammen, doch war es gelungen, die Gnadenstatue
der Hl. Maria auf einem schattigen Baume zu verbergen. Die Mordgier der
Türken verfolgte unterdessen die Einwohner dieser Gegend; was nicht
durch ihre Säbel fiel, wurde zur Sklaverei verdammt. Dieses Schicksal
hatten auch vier Bewohner Hietzings, die gefangen, in Ketten geschlagen
und an den Baum gebunden wurden, auf dem die Marienstatue verborgen war.
Vergebens sahen sich die Unglücklichen nach Hilfe um. Sie seufzten,
sie riefen, die Gegend rings herum war zur Einöde geworden. Da menschliche
Hilfe unmöglich schien, vereinigten sie sich, die göttliche
anzurufen. Sie richteten ihr festes Vertrauen zu der seligsten Jungfrau,
deren Verehrung ihnen eine teure Gewohnheit war. Da sahen die Gefangenen
plötzlich den Baum beleuchtet und die unter den Ästen verborgene
Statue mit ungemein hellem Glanz umgeben. Zugleich entfielen ihnen die
Ketten, und sie hörten eine Stimme, die ihnen zurief: "Hütt's
eng (Hütet euch)!"
Schnell benützten die Geretteten diese Warnung, verbargen sich in
der nahen Waldung und gelangten zu ihren Familien. Von diesem Zuruf: "Hütt's
eng", wird der Name Hietzing abgeleitet.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 100, S.
114f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, Mai 2005.