Maria Treu
Als die Pest im Jahre 1713 das letzte Mal Wien heimsuchte, wurde auch
ein armer Maler, dessen Talent ein sehr bescheidenes war von diesem Übel
heimgesucht. Seit manchen Jahren hatte er sein Vertrauen auf ein Marienbild
gesetzt, das bei St. Pantaleon in Rom verehrt wurde, und so gelobte er
nun, eine Abbildung davon sorgsamst in Farben auszuführen, wenn er
von der Pest befreit würde. Seine Gemahlin, die die Seuche gleichfalls
befallen hatte, starb noch in derselben Nacht, aber Josef Herbst, so hieß
der Künstler, genas kurz darauf, und so ging er freudig an die gelobte
Arbeit, die ihm besser als je in seinem Leben gelang, denn die Gnade war
mit ihm. Das Bild opferte Herbst der Josefstädter Kapelle. Es hatte
dort bald solchen Zulauf des gläubigen Volkes, daß es 1719
auf den Hochaltar der neuerbauten Piaristenkirche übertragen wurde.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 98, S.
112ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, Mai 2005.