Des Teufels Schlittenfahrt
Im Jahre 1667, am 26. Jänner, erging in Wien der öffentliche
Ruf, es wäre streng verboten, nach zehn Uhr abends im Schlitten zu
fahren, da schon seit längerer Zeit allnächtlich die Ruhe gestört
und Ärgernis gegeben werde. Da sich aber kein Mensch um dieses Verbot
kümmerte, so fuhr der böse Feind selbst in leiblicher Gestalt
von elf bis zwölf Uhr nachts auf dem Schlitten herum und führte
eine Dame mit sich, die auf das schönste zu ihm paßte. Auf
dem Kopfe trug sie als Schmuck einen Reifen, der rot glühte und mit
goldenen Läusen und Flöhen besetzt war, und statt der Bänder,
der krausen Haare und des Federnschmuckes krochen ihr Nattern, Schlangen
und Eidechsen auf dem Kopfe auf und ab. Links und rechts nagten zwei große
Schlangen an ihrem Oberleibe und auf der Brust hatte sie statt des Medaillons
eine große Kröte. Der Teufel selbst sah auch nicht übel
aus, er hatte einen großen Saukopf und spie so viel Feuer aus, als
hätte er zwölf Windlichter im Leibe. Auch machte er mit seinen
Schellen ein solches Getöse, daß man meinte, es kämen
hundert Schlitten daher. Der Wächter auf dem Graben fragte ihn, wieso
er gegen das Gebot fahren dürfe. Da blies er ihn an, daß er
auf den Tod krank wurde.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 20, S.
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Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, April 2005.