Der hl. Sebastian bewahrt Sievering vor der Pest
Es war zur Zeit der schrecklichen Pest; da starben in Sievering Mann,
Weib und Kind und großer Jammer herrschte in allen Häusern.
Hilflos stand der Mensch der Seuche gegenüber, und niemand konnte
das große Sterben hindern. Zuletzt waren bloß sieben Männer
übrig; die gingen in ihrer Not und Angst zur Dreifaltigkeitssäule
und beteten inbrünstig zu Gott, er möge um Christi Leiden willen
einen Retter senden und ihr Geschlecht wie das ganze Dorf vor dem Aussterben
behüten. Auf einmal stand ein achter Mann bei ihnen und fragte:
"Was macht ihr denn da?" -
Sie riefen: "Wir beten zu Gott, daß er uns und unsere Angehörigen vor der Pest bewahre!" -
"Geht nur mit mir, ich weiß eine Hilfe!"
Da gingen sie zu acht fort und der Fremde führte sie einen Tag und
eine Nacht und noch einen Tag und eine Nacht. Sie kamen nach Pernitz und
stiegen auf den Sebastianiberg hinauf. Dort stand eine dem hl. Sebastian
geweihte Kapelle. Da gingen sie hinein, und der Fremde hieß sie
nun andächtig beten. Das taten die sieben Hauer. Doch auf einmal
war der achte fort in die Luft zerflossen. Da wußten sie, daß
der hl. Sebastian sie selbst hierher geführt hatte, und kehrten voll
Vertrauen in die Heimat zurück. Und siehe, am selben Tag war auch
die böse Seuche erloschen. In dankbarer Erinnerung wallfahrteten
seitdem die Sieveringer alle Jahre um den 19. September auf zwei Tage
auf den Sebastianiberg.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 96, S.
111f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, April 2005.