Die Spinnerin am Kreuz
Mit Herzog Leopold war dessen Vasall Bertram ins Heilige Land gezogen.
Seine Gattin Bertha gelobte, zur Ehre Gottes ein Kreuz errichten zu lassen
und die Kosten dazu bloß durch Spinnen zu verdienen, wenn Bertram
wieder wohlbehalten heimkehrte. Drei Jahre waren verflossen und noch kam
Bertram nicht. Während dieser Zeit hatte sich aber die Summe ihres
Spinnlohnes so gemehrt, daß nur ein Rocken fehlte, um die Kosten
für Kreuz und Künstler zu bezahlen. Eben hatte sie den letzten
Rocken angelegt, als Trompeten und Trommeln erschollen, Bertram auf mutigem
Rosse heransprengte, herabsprang und sein Gemahl in die Arme schloß.
Alsbald wurde mit der Errichtung des frommen Denkmals begonnen, das nun
den Namen Spinnerin am Kreuz erhielt.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 129, S.
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Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, Mai 2005.