Des Teufels nächtlicher Umzug
In Wien, am Eckhause der einstigen Feldgasse, die in die Mariahilfer
Hauptstraße mündete, befand sich ein großes Marienbild,
über dessen Ursprung folgendes gesagt wird.
Nachts um 12 Uhr pflegte an dieser Stelle der Teufel vorbeizufahren, und
die Tochter eines Fiakers wollte sich davon überzeugen. Als sie nun
das Rasseln eines Wagens vernahm, öffnete sie das Fenster und sah
hinaus. Sie bekam aber eine solche Ohrfeige, daß sie tot aus dem
Fenster siel, und des Morgens sah man eine schwarze Hand auf ihrer Wange
eingedrückt. Das Fenster wurde nun vermauert und das Marienbild an
dessen Stelle gemalt. Seit der Zeit hat der Spuk aufgehört.
Ein Bild, das früher an einem Hause "zur Kohlkreunze" auf
der Wieden zu sehen war, soll eine ähnliche Veranlassung gehabt haben.
Der Hausherr, der einmal sehen wollte, wie der Teufel vorbeifahre, schaute
zum Fenster hinaus. Als er aber den Kopf zurückziehen wollte, war
er zu groß geworden. Damit er wieder klein werde, gelobte er ein
Christusbild.
Quelle: Die Sagen und Legenden
der Stadt Wien, herausgegeben von Gustav Gugitz, Wien 1952, Nr. 32, S.
53ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von
Anja Christina Hautzinger, April 2005.